IMG_9054_BalkenGruppenleben

Im Lauf der Jahreszeiten

Frühling

Ohne Schneeanzug oder Buddelhose raus in den Garten gehen dürfen, das ist für die Kinder der Beginn der warmen und trockenen Jahreszeit.  Die Sandspielsachen und Stelzen werden aus dem Winterschlaf erweckt und die Beete werden bestellt. Wenn das Interesse der Kinder da ist, lernen sie, Kräuter von Unkräutern zu unterscheiden und helfen beim Jäten. Der im Winter eingestellt Waldtag wird wieder aufgegriffen. Mit unseren Kinderbussen ziehen wir in den Park oder Wald und auf die Spielplätze in der Umgebung.

Vor Ostern töpfern wir Tonschalen für das Ostergras, das wir mit dem Kinder säen. Dann warten wir, dass es endlich keimt und grünt. Inzwischen malen wir schon mal Eier an und stecken sie in die Osterschalen. Im Kindergarten werden die bunten Ostereier erst ab Ostern aufgehängt. Jeden Tag eins mehr bis am Himmelfahrtstag 40 Eier hängen. Die Eier werden bewusst als Bild für die Auferstehung erst ab dem Osterfest aufgehängt und nicht vorher schon als Dekoration.

Unsere Sonnenkinder, die im Sommer in die Schule kommen, arbeiten jetzt an ihren Webrahmen und beginnen die große Sonnenkinderarbeit. Gemeinsam sitzen sie am Tisch und gestalten anspruchsvolle Dinge wie ein Nadelmäppchen oder sie flechten einen Korb. Dann werden Tiere und Stehpuppen genäht, sie filzen vielleicht ein Kissen oder ein Tier.

Der Frühling ist auch die Zeit der Lieder. Fröhliche Texte und bunte Melodien tönen durch den Kindergarten. Es ist eine jubelnde Zeit. Auch die Eltern begegnen sich fröhlicher, verabreden sich mit den Kindern im Wald oder auf dem Spielplatz und haben Lust, die Gemeinschaft zu pflegen.

Und dann kommt Pfingsten. Wir backen am Freitag vor Pfingsten ein Pfingstrosenbrot und feiern an einer weißen Tafel. Die Kinder hören als Märchen die Geschichte von der weißen Taube und bekommen ein gebasteltes Vöglein mit nach Hause.

Sommer

Wenn die Kinder in kurzen Hosen oder dünnen Kleidchen zum Kindergarten kommen, dann ist Sommer. Manchmal ist es so heiß, dass wir schon morgens vor dem Frühstück im Garten spielen und in der Mittagszeit eher im Haus bleiben. Der Garten mit seinen vielen Bäumen bietet für die Kinder viele geschützte Ecken und Spielhäuschen. Die Kleinen sitzen im Sand und graben hingebungsvoll. Sie probieren vom Sand und schauen, wie er rieselt. Später backen sie ausdauernd Sandkuchen.

Wenn die Tage so richtig heiß sind, holen das Planschbecken heraus und füllen es mit Wasser. Sehr beliebt ist es auch, wenn wir den Rasensprenger anstellen und die Kinder durch den erfrischenden Strahl laufen dürfen. Auf der Wiese liegen sie dann in der Sonne und im Schatten auf Decken zum Ausruhen und zum Aufwärmen oder Abkühlen. Diese Tage fühlen sich an wie Urlaub.

Wieder singen wir viel mit den Kindern und tanzen Sommertänze im Garten.

In die Sommerferienzeit fallen die großen Ferien. Das ist im Kindergartenjahr jedes Mal ein großer Einschnitt. Es gibt eine deutliche Zeit vor den Ferien und eine Zeit nach den Ferien.

Vor den Ferien machen die Sonnenkinder ihre Arbeiten fertig. Sie beschäftigen sich mit Fragen wie Schultornister und Wackelzähnen, Schleife binden und Stelzen laufen. Sie werden mit jedem Tag tüchtiger und die Erzieherinnen bedauern es, dass sie den Kindergarten jetzt, wo sie so gut helfen können, verlassen. Man merkt manchmal auch, dass den großen Kinder der Kindergarten zu klein wird. Die Beine sind zu lang, die Spiele zu wild. Es ist eine Spannung zwischen Wehmut und Erwartung des Neuen. Und nach Sonnernkinderausflug und -übernachtung ist es schon da – das Sonnenkinderabschiedsfest. Mit Blumenkränzen im Haar sitzen die Fast-Schulkinder auf einem schönen Thron und bekommen die Schätze, die sie im ganzen Jahr geschaffen haben. Anschließend treffen wir uns im Garten zu Spielen und Kuchen.

Nach den Ferien kommen die Neuen, die Kleinen. In diesen Wochen nehmen wir uns nicht viel vor, denn es braucht viel Aufmerksamkeit und Geduld für die Eingewöhnung der Kleinen. Interessant ist auch zu beobachten, wie neue Beziehungen geknüpft werden, wer mit wem spielt und was. Alle müssen sich neu sortieren, denn die Halt gebenden Großen sind nicht mehr da und zeigen den Kleineren nicht mehr den Weg. Als Spielgefährten fehlen sie. Andere Kinder sind jetzt die Großen und sie müssen sich mit dieser neuen Rolle erst noch identifizieren.

Herbst

Leise verabschiedet sich der Sommer und macht Platz für die Herbststürme. Die Kinder suchen im Wald rote Beeren und Pilze. Wir spielen im Reigen die Michaeligeschichte vom Ritter, der die traurige Prinzessin aus der Burg befreit, indem er den grässlichen Drachen bezwingt.

Das Michaelifest feiern wir immer um den 29. September herum. Dann backen wir ein besonderes Brot in Form eines Schwertes oder eines Drachens und trinken sehr roten Traubensaft mit Früchtetee als „Drachenblutsaft“. Manchmal bauen wir einen Mut-Parcours auf. Dann dürfen die Kinder durch einen finsteren Tunnel krabbeln oder eine wackelige Leiter hinaufsteigen. Wir basteln Schwerter, schnitzen und entzünden erstmalig nach dem Sommer wieder Kerzenlicht.

Doch das Michaelifest ist nur der Anfang einer Reihe von Festen. Weiter geht es mit dem Erntedankfest. Alle Kinder bringen ein Körbchen mit Obst und Gemüse mit, so dass wir in der Nähe des Jahreszeitentisches eine üppige Fülle der guten Gaben vor das physische und seelische Auge des Kindes stellen können. Unser Speiseplan ist in dieser Zeit besonders reichhaltig, denn die Früchte der Erde wollen ja verspeist werden. Am Ende der Woche kochen wir mit den Kindern eine gute Erntesuppe. Dazu backen wir ein wunderbares Brot mit den Kindern.

Danach beginnt die Laternenzeit und wir basteln mit den Kindern die Martinslaternen. Manchmal helfen auf einem Elternabend auch die Eltern mit, wenn wir Laternen basteln, die die Kinder nicht allein fertigstellen können. Die Laternen hängen wir dann ins Fenster und nehmen sie erst vor unserem Martinsumzug wieder ab. Unser Umzug führt singend nur von Kerzenlicht erleuchtet durch den Park. Hin und wieder bleiben wir stehen und singen im Kreis einige Laternenlieder. Bevor alle wieder nach Hause gehen, treffen wir uns im Hof der Wasserburg Haus zum Haus und verteilen Brezeln an die Kinder, die manche Eltern zu Hause gebacken haben.

Ein weiterer Höhepunkt der Martinszeit ist unser Martinimarkt. An einem Samstag um den 11. November herum erleben die Kinder ihren Kindergarten in einem ganz anderen Licht. Alles ist umgeräumt und mit Bastel- und Verkaufsständen, aber auch Puppenspielen und Kinderlädchen gefüllt.

In den Gruppen beginnen die großen Kinder mit ihren Webrahmen. Sie lernen die Tätigkeit des Webens, die zunächst als spielerisch, später aber als anstrengende Arbeit empfunden wird. Später im Jahr erwacht dann meist richtiges Interesse und Ehrgeiz, so dass überraschend schöne Ergebnisse entstehen.

Der Herbst ist die Zeit der Wichte und Zwerge. Die Kinder hören Geschichten von Zwergen und Gnomen und bauen im Garten kleine Wohnungen für die Zwerge. Manchmal entdecken wir auch im Wald oder im Garten Spuren von kleinen Wesen. Wir spielen mit den Kindern das kleine Herbstspiel, ein Rollenspiel mit Verkleidungen. Es gibt den Igel, die Maus, das Eichhörnchen und mehrere Käfer. Auch ein Leuchtewicht, die Mutter Erde und Zwerge, Gnome und Wichte sind dabei. Ebenso wie Frost, Nebel und Wind, die mit Seidentüchern durch die Kinderschar wehen. Alle singen gemeinsam von den Bäumen, die sich biegen und den Blätter, die fliegen. Igel. Maus und Eichhörnchen schließen ihre Türlein zu. Die Zwerge und Wichte leuchten den Wesen den Weg zu Mutter Erde, die mit einem braunen großen Tuch sitzt und alle Wesen hinein lässt, nachdem sie darum gebeten haben. Dann schlafen alle Tiere und Samen und werden von den Wichten gehütet.

Winter

Wenn es dann draußen kalt wird, stört es uns nicht, denn wir haben es drinnen im Kindergarten und im Herzen ganz schön warm. Der Advent erfüllt uns mit schaffiger Vorfreude. Wir stellen die Waldtage ein, denn wir haben gar keine Zeit mehr, einen Tag nicht im Kindergarten zu sein, dann schaffen wir nicht, was wir alles tun wollen. Wir backen Plätzchen und machen Pralinen, wir basteln Weihnachtsgeschenke und schmücken die Räume.

Am Anfang der Adventzeit gehen die Kinder und Eltern in das Adventgärtlein, die große aus Tannenzweigen gelegte Spirale mit Edelsteinen, Blumen und Apfelkerzen auf Sternen.

Auf dem Jahreszeitentisch entsteht immer deutlicher die Krippenlandschaft. Mari und Josef reisen mit dem Eselein zum Stall. Steine, Pflanzen und Tier schmücken ihren Weg und wir spielen als Rollenspiel das schönste und beliebteste aller Rollenspiele, das Weihnachtsspiel. So eingestimmt verabschieden wir uns für zwei Wochen in die Weihnachtsferien.

Danach haben alle Kinder einen großen Entwicklungsschub gemacht. Es ist eine Freude zu sehen, wie die Kinder sich aufeinander freuen und wie ihre Beziehung stark geworden ist. Sie spielen ganz neue Spiele und erscheinen als Gruppe. Die Kleinen haben verinnerlicht, was sie neu bei uns gelernt haben und die Großen spielen unermüdlich.

Wir spielen das Dreikönigsspiel als Rollenspiel mit Kostümen und die Kinder tauchen ein in die Welt der fernen Weisen, die nachts die Sterne studieren und an den Himmelszeichen ablesen, dass das Christkind geboren ist. Mit ihrem ganzen Gefolge begeben sie sich auf die Reise.

Wenn wir Glück haben, schneit es. Und wenn wir noch größeres Glück haben, gibt es die Gelegenheit, Schneemänner zu bauen.

Und dann kommt als fröhlicher Ausklang des Winters noch das Karnevalsfest. Da verwandelt sich der ganze Kindergarten in ein Märchenschloss, ein Zirkuszelt, eine Märchenwiese oder ein Indianer-Lager. Die Kinder dürfen sich verkleiden, in neue Rollen schlüpfen, ausprobieren, wie Indianer essen oder wie Zwerge hämmern. Tolle Wesen halten sich da im Kindergarten auf und helfen, den Winter zu vertreiben. Wir basteln Instrumente und jagen den Winter mit viel Lärm im Garten in allen Ecken fort.