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Eurythmie

Einmal wöchentlich kommt eine Eurythmistin zu uns in den Kindergarten. Dann findet für alle Kinder pädagogisch-didaktische Eurythmie statt. In ca. 20-30 Minuten tauchen die Kinder in kleine Geschichten ein und lassen ihren Körper ausdrücken, was die Seele empfindet. Solch beseelte und durchgeistige Leibesübung ist eine Lebenshilfe, denn sie weckt und schult die Fähigkeit, sich selber aus der Kraft des eigenen Willens seine Persönlichkeit aufzubauen.

Wörtlich übersetzt könnte man vielleicht sagen, dass Eurythmie „schöner Rhythmus“ bedeutet. Rhythmus meint das schwingende Hin und Her, das Verbindende, Ausgleichsuchende. Es durchzieht unser ganzes Leben.

Eurythmie ist eine Leibesschulung, aber nicht im gewöhnlichen Sinne wie Turnen, Gymnastik oder Sport. Diese haben vor allem die körperliche Ertüchtigung zum Ziel. Eurythmie ist auch kein Tanz, der in seiner heutigen Form vor allem Ausdruck von Emotionen ist.

Die Eurythmie stellt das Seelische in einen objektiven Dienst, um eine höhere Gesetzmäßigkeit sichtbar zu machen. Dadurch vermag sie in beharrlichem Üben in kleinen Schritten Versöhnung, Harmonie und Frieden in und um uns zu entwickeln. Rudolf Steiner, der die Eurythmie auf den Weg brachte, setzte deshalb vor den griechischen Begriff des Rhythmischen die Silbe „Eu“. Diese hat in der griechischen Sprache einen umfassenderen Sinn und bedeutet all das, was wir im Deutschen mit den Begriffen harmonisch, schön und wohl bezeichnen.

Die eurythmischen Gesten lassen den Menschen die allem Sein zugrunde liegenden Urgebärden und Urrhythmen des Universums erfahren. Sie entstand aus dem Versuch, durch die Körperbewegung und durch Bewegungen im Raum diejenigen Elemente, die in Sprache und Musik im Hörbaren leben, sichtbar zu machen. Eurythmie ist getanzte, sichtbar gemachte Sprache und Musik.

Um dies für den Laien an einem Beispiel zu verdeutlichen, sei hier der Versuch gemacht, die eurythmische Lautgebärde darzustellen, die als Bewegung zum Buchstaben „A“ gehört. In sich birgt das „A“ die Qualität des Staunens und Bewunderns. Beim Ertönen des Lautes „A“ öffnen sich Stimmbänder, Rachen und Mund besonderst weit. Entsprechend öffnen sich im eurythmischen „A“ die Arme und/oder Beine winkelförmig nach außen. Diese Geste finden wir im Alltag, wenn wir einen Menschen freudig empfangen oder staunend etwas bewundern.

In den Vokalen drücken sich Seelenstimmungen aus, die Konsonanten erzählen mehr von den beobachtbaren Formen und Seinsarten. So bringt ein Konsonant wie „L“ oder „W“ das Flüssige und Gestaltende zum Ausdruck wie es beispielsweise in Worten wie Welle oder Leben durchtönt. Für Hartes und Festes hält die Sprache Buchstaben wie das „K“ bereit.

Eurythmie ist in der Lage, harmonisierend und heilend Einfluss auf die Leibesorganisation zu nehmen. Rudolf Steiner erschuf auf der Basis der Grundgebärden ein umfassendes eurythmisches Heilsystems. Da unsere Eurythmistin gleichzeitig Heileurythmistin ist, können wir einzelnen Kindern die Chance geben, die Heilwirkung der Bewegungsübungen am eigenen Leib zu erfahren.